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„Wir brauchen rückhaltlose Kritik, um die Bedürfnisse des Handels kennen zu lernen“

Start in schwerer Zeit: Aufruf zur Unterstützung des Wirtschaftsdienst

1. Jahrgang, 1916, Heft 7

von Dr. Paul Heile

An die Hamburger Kaufmannschaft

richteten wir bereits in der ersten Nummer des „Wirtschaftsdienstes“ die Bitte, uns in unseren Bemühungen, aus dem Arbeitsgebiet der Zentralstelle heraus zum Nutzen des hamburgischen Handels zu wirken, mit Rat und Tat zu unterstützen. Inzwischen haben die Leser Gelegenheit gehabt, sich über die Tätigkeit des „Wirtschaftsdienstes“ ein Urteil zu bilden. Wir wiederholen daher unsere Aufforderung, uns mit Urteil, Anregungen und Mitarbeit zu unterstützen. Wir brauchen rückhaltlose Kritik, um die Bedürfnisse des Handels kennen zu lernen. Daher bitten wir um Zuschriften, was nützlich und was ohne Interesse gewesen ist; was der Kaufmann in Berichten vermisst, und wie er den „Wirtschaftsdienst“ ausgebaut zu sehen wünscht.

Paul Heile war Hauptschriftleiter des Wirtschaftsdienst von von 1916 bis 1923 und 1926/27.

Es sind bereits verschiedene Anregungen zum Ausbau des "Wirtschaftsdienstes" an uns herangetreten, von denen hier das Wichtigste mitgeteilt sei, um auch andere Meinungen über diese Vorschläge zu hören. So ist der Wunsch ausgesprochen, den "Wirtschaftsdienst" in monatlich erscheinende Sonderhefte für bestimmte Länder oder Ländergruppen einzuteilen, um zu ermöglichen, daß jede Firma nur den sie interessierenden Teil des "Wirtschaftsdienstes" bezieht. Des weiteren wurde die Meinung ausgesprochen, die Kaufmannschaft habe weniger Interesse an kritischen Aufsätzen und Berichten, als an kurzen Nachrichten und Angaben (ohne jeden erläuternden Text), die unter feststehenden Stichmarken (z. B. Neueste Außenhandelsstatistik. Geldmarkt und Wechselkurse. Produkte: Anbau, Saatenstand, Erntestand, Ernteertrag, Preise, Ablieferungen an den Hafenorten, Verschiffungen für landwirtschaftliche Produkte. und ähnliche Angaben für industrielle Produkte usw.) alle wichtigen wirtschaftlichen Tatsachen regelmäßig im Extrakt darbieten müßten. Schließlich ist angeregt worden, regelmäßige Marktübersichten für die wichtigsten Hamburger Großhandelswaren in ähnlicher detaillierter Form, zunächst etwa in Monatsperioden, zu liefern.

Solche weitgehenden Wünsche sind natürlich nicht leicht zu verwirklichen. Sie erfordern gewaltige Aufwendungen für Arbeitskräfte, Druckkosten und Nachrichtenbezug. Ferner ist zu erwägen, daß der Bedarf jetzt im Kriege ein anderer ist wie im Frieden. Zurzeit sind größere, regelmäßig rückschauende Übersichten über den internationalen Warenmarkt infolge des stockenden Nachrichtenaustausches mit dem Auslande von weit größerem Interesse als in Friedenszeiten, in denen es in erster Linie auf die aktuelle Gestaltung der Marktlage ankommt und telegraphische Berichterstattung verlangt wird. Immerhin ist es für uns sehr wertvoll, weitere Ansichten über diese Anregungen zu hören.

Zum Schluss gestatten wir uns noch einmal, an die Kaufmannschaft mit der Bitte um Mitarbeit heranzutreten. Trotz des schwierigen Postverkehrs mit dem Auslande dürften die hiesigen Firmen noch manche wichtigen Nachrichten und Berichte über die wirtschaftlichen Zustände im Auslande bekommen, die sie durch Vermittlung des Wirtschaftsdienstes der Allgemeinheit zugänglich machen könnten. Auch erhalten viele Firmen noch ausländische Wirtschaftsblätter, speziell Branchenzeitschriften, für deren Überlassung der Wirtschaftsdienst ihnen sehr dankbar wäre. Der jetzige Stillstand der Geschäfte wird es auch manchem Kaufmann ermöglichen, persönlich am Wirtschaftsdienst mit Rat und Auskunft und sogar in regelmäßiger schriftstellerischer Tätigkeit mitzuarbeiten.

Wir würden es mit Freuden begrüßen, wenn dieser Aufruf von Erfolg begleitet wäre und der Wirtschaftsdienst engere Fühlung zur Hamburger Kaufmannschaft gewinnen würde.

Die Schriftleitung

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