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Die 1920er

Weimarer Republik

„Objektive Darstellung von Entwicklungen der Weltwirtschaft“

Zur Zeit der Weimarer Republik vereinbaren die Stadt Hamburg und das Hamburgische Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA)  aufgrund der zunehmenden Inflation am 25. August 1921, dass der Wirtschaftsdienst nicht mehr als staatliches Organ erscheinen soll, sondern in einer gemischtwirtschaftlichen Gesellschaft, an der Hamburg lediglich mit einer Sacheinlage beteiligt ist.

Am 1. August 1922 schließt die Berliner Wirtschaftsdienst GmbH mit dem Kieler Institut für Welt-Wirtschaft und Seeverkehr und dem HWWA einen Vertrag, um gemeinsam den Wirtschaftsdienst herauszugeben. Dabei verzichtet das Kieler Institut auf seine eigene Publikation „Weltwirtschaftliche Nachrichten“, die mit dem Wirtschaftsdienst zum „Wirtschaftsdienst – Weltwirtschaftliche Nachrichten“ verschmilzt.

Die erste Ausgabe erscheint am 1. Januar 1923, wobei die Redaktion durch die Mitarbeiter beider Institute geleitet wird. Der so vergrößerte Wirtschaftsdienst soll „durch klare und stetige, kritische und objektive Darstellung der Zustände, Entwicklungen und Probleme der gesamten Weltwirtschaft unbeirrt durch jegliche Sonderinteressen, Parteianschauungen und Vorurteile eine autoritative Wirkung im In- und Auslande sich verschaffen, sich aber unter allen Umständen nicht richten an Gefühl und Willen, sondern ausschließlich an das Erkenntnisvermögen“. Zwischen 1923 und 1925 erscheinen die „Kritischen Blätter: Literaturanzeiger für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft“ als Beilage des Wirtschaftsdienst.

Hauptschriftleiter in diesem bewegten, von politischen Auseinandersetzungen und Wirtschaftskrisen geprägten Jahrzehnt war sieben Jahre der renommierte und vielseitig interessierte Nationalökonom Kurt Singer. Ihm gelingt es, John Maynard Keynes als Gastautor für den Wirtschaftsdienst zu gewinnen. Zwischen 1920 und 1932 beschäftigt sich der berühmte britische Wissenschaftler in mehr als 50 Wirtschaftsdienst-Beiträgen mit den drängenden Themen jener Zeit: Reparationszahlungen, Kriegsschulden, Inflation und vielen mehr.

Die Artikel, die Keynes für den Wirtschaftsdienst verfasst hat, erscheinen im Dezember 2016 als Buch im Metropolis-Verlag, Marburg.

Quelle: Helmut Leveknecht: 90 Jahre HWWA. Von der Zentralstelle des Hamburgischen Kolonialinstituts bis zur Stiftung HWWA. Eine Chronik, Hamburg 1998.

Artikel aus den 1920ern