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Die 1930er

Nationalsozialismus

Im Dienste der staatlichen Propaganda

Während des Nationalsozialismus dient der Wirtschaftsdienst – neben seiner Funktion der Lieferung politischer und wirtschaftlicher Informationen – der staatlichen Propaganda. Auch im HWWA werden missliebige Mitarbeiter verfolgt und vertrieben, dazu gehören die Hauptschriftleiter des Wirtschaftsdienst, Eduard Rosenbaum und  Paul Heile, sowie Max M. Warburg (Mitglied des Verwaltungsrates des Wirtschaftsdienst) und Kurt Singer (ehemaliger Hauptschriftleiter des Wirtschaftsdienst).

Die nachfolgenden Hauptschriftleiter, John Brech und Werner Bosch, richten zum 1. März 1933 eine ständige Redaktionsvertretung in Berlin ein. Am 25. Oktober 1933 tagt der Verwaltungsrat der Wirtschaftsdienst GmbH erstmals unter nationalsozialistischer Führung. Neben personellen Veränderungen wird die Satzung der neuen politischen Ausrichtung angepasst, wobei „dem Verwaltungsrat das Recht zugestanden wird, die Anstellung und Abberufung von Geschäftsführern, des Hauptschriftführers und der sonstigen Mitglieder der Redaktion aus eigener Machtbefugnis vorzunehmen“ sowie die „Bindungen, daß ein Teil der Mitglieder des Verwaltungsrates unbedingt bestimmten Behörden und Körperschaften angehören mußte, gelöst werden“.

Nachdem die Wirtschaftsdienst GmbH starke Verluste gemacht hat, wird durch Vertrag mit der Hanseatischen Verlagsanstalt am 27. Dezember 1934 festgelegt, dass diese nach vorheriger Schuldenbegleichung durch die Wirtschaftsdienst GmbH die Geschäfte für die prestigeträchtige Zeitschrift Wirtschaftsdienst übernehmen wird. Im Januar 1939 wird der Wirtschaftsdienst vom 1937 gegründeten, direkt der Reichsführung und der NSDAP zuarbeitenden Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Institut (HWWI e.V.) übernommen. Kurz darauf wird die Wirtschaftsdienst GmbH aufgelöst. Die Verlagsrechte der Zeitschrift Wirtschaftsdienst werden dem HWWA zurückgegeben, die Hanseatische Verlagsanstalt gibt den Wirtschaftsdienst aber weiterhin heraus. Der Grund liegt darin, dass die Wirtschaftsdienst GmbH nur noch das Verlagsrecht am Wirtschaftsdienst besessen und keinen eigenen Geschäftsbetrieb mehr hat.

Aufgrund des durchgängig propagandistischen und demagogischen Inhalts der Wirtschaftsdienst-Artikel in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft hat die Redaktion des Wirtschaftsdienst nur die Artikel der damaligen Schriftleiter John Brech und Max Drews zu den Jubiläen der Zeitschrift dokumentiert und darauf verzichtet, weitere Artikel aus den Jahren 1933 bis 1943 nachzuveröffentlichen.

Quelle: Helmut Leveknecht: 90 Jahre HWWA. Von der Zentralstelle des Hamburgischen Kolonialinstituts bis zur Stiftung HWWA. Eine Chronik, Hamburg 1998.

Artikel aus den 1930ern