Ein Service der

Max Drews

Langjähriger Redakteur als Schriftleiter in Kriegszeiten

von Claudia Thorn

1937 war der Verein Hamburger Welt-Wirtschafts-Institut e.V. (HWWI) gegründet worden. Während das Hamburgische Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA) weiterhin für die Sammlung der Materialien zuständig war, bestand die Aufgabe des HWWI nun darin, entsprechend den Bedürfnissen und Forderungen des Reiches und der NSDAP die beim HWWA gesammelten Informationen – insbesondere aus dem Ausland – auszuwerten und der Wirtschaft zur Verfügung zu stellen.1

Seit Januar 1939 hatte das HWWI mit der Übernahme der Herausgabe „bestimmenden Einfluß auf die Entwicklung der Zeitschrift ‘Wirtschaftsdienst‘ genommen“, und ab Januar 1940 trat das Institut für Weltwirtschaft in Kiel als Mitherausgeber auf.

Der Beginn des Zweiten Weltkriegs veränderte sich die Lage des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Instituts e.V. dramatisch. Seiner eigentlichen Aufgabe konnte das HWWI kaum noch nachkommen, denn mit Fortschreiten des Krieges war die Beschaffung ausländischer Presse nur begrenzt möglich, die ausländischen Tauschpartner wurden immer weniger und fielen schließlich ganz aus. Die nun mangelnde Ausstattung betraf auch die für die Redaktion des „Wirtschaftsdienst“ zur Verfügung stehenden Daten und Informationen.2

Nach dem Ausscheiden des bisherigen Chefredakteurs des „Wirtschaftsdienst“ John Brech 1940 übertrug der Verwaltungsrat dessen Position auf den langjährigen Redakteur Max Drews. Über seine Tätigkeit finden sich in den überlieferten Dokumenten zum „Wirtschaftsdienst“ kaum Hinweise. Das wenige vorhandene Material lässt vermuten, dass v.a. der Leiter des HWWA und HWWI, Dipl.-Ing. Leo F. Hausleiter, die Redaktionsführung definierte.

Wie bereits 1939 in einem Band über England trat Hausleiter 1941 als Herausgeber eines Buches über die Verortung der politischen und wirtschaftlichen Ausrichtung der USA unter dem Titel „Quo vadis – Amerika?“ hervor, dessen Grundlage eine Zusammenstellung von Beiträgen aus dem „Wirtschaftsdienst“ war. Wie 1939 entstand auch dieses Buch in Zusammenarbeit mit dem Chefredakteur des „Wirtschaftsdienst“ als Bearbeiter. Doch anders als bei John Brech 1939, der den England-Band einleitend kommentiert und eigene Beiträge darin veröffentlicht hatte, finden sich von Max Drews weder Beiträge noch ein Vorwort in der Publikation über die USA. Diese Aufgabe hatte Leo Hausleiter selbst übernommen.

Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des „Wirtschaftsdienst“ 1941 verfasste Max Drews ein Editorial, in dem er die letzten Jahrzehnte Revue passieren ließ. Für die Zukunft kündigte er an, „zusammenhängende Betrachtungen über die neuen Formen im Ausbau der Nationalwirtschaften und in der weltwirtschaftlichen Zusammenarbeit“ und Szenarien zu künftigen „wirtschaftlichen Beziehungen vor allem auch im Außenverkehr“ zu entwickeln.3

Doch wie viele Printmedien geriet auch der „Wirtschaftsdienst“ durch die Auswirkungen des Krieges immer mehr in Bedrängnis und eine Fusion mit anderen volkswirtschaftlichen Zeitschriften wurde erwogen, um dem Papiermangel gerecht zu werden und Arbeitskräfte zu sparen. 1943 wird die Herausgabe des „Wirtschaftsdienst“ in Hamburg schließlich eingestellt und sein Erscheinen an die Berliner Zeitschrift „Die deutsche Volkswirtschaft. Nationalsozialistischer Wirtschaftsdienst“ gekoppelt. Deren 13. Ausgabe vom 1. Mai 1943 verkündete erstmals auf der Titelseite: „In Kriegsgemeinschaft mit Der deutsche Volkswirt und Wirtschaftsdienst. Weltwirtschaftliche Nachrichten“.

Max Drews blieb in Hamburg, zeichnete aber in der Redaktion der „Deutschen Volkswirtschaft“ ab Juni 1943 für die Auslandsberichte verantwortlich. Diese Position behielt er offiziell auch 1944 bei, obwohl er in der zweiten Hälfte des Jahres bereits von der Wehrmacht eingezogen war.4

Hier verliert sich nach derzeitiger Kenntnis seine Spur.

  • 1 Vgl. Helmut Leveknecht, 90 Jahre HWWA. Von der Zentralstelle des Hamburgischen Kolonialinstituts bis zur Stiftung HWWA. Eine Chronik. Mit einem Ausblick von Hans-Eckart Scharrer. Hg. v. Hamburgischen-Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA). Hamburg 1998 (gedr. Manuskript), S. 27 f.
  • 2 Vgl. Geschäftsbericht [des HWWI] für die Zeit vom 1. April 1939 bis zum 31. März 1941.
  • 3 Max Drews, Im Wandel der Zeit. In: Wirtschaftsdienst, 26. Jg., Nr. 1, vom 3.1.1941, Editorial.
  • 4 Vgl. Der deutsche Volkswirt, Impressum, Nr. 17, 1943 und Nr. 16, 1944.

Lesen Sie auch