John Maynard Keynes im Wirtschaftsdienst
Gesammelte Artikel von 1920 bis 1932
Wegen seiner vielen Kontakte kann Kurt Singer, Hauptschriftleiter des Wirtschaftsdienst von 1920 bis 1927, während seiner Arbeit beim Wirtschaftsdienst einige hochkarätige Autoren von außen gewinnen, darunter den britischen Ökonomen John Maynard Keynes. Von 1920 bis 1932 hat Keynes zahlreiche Artikel im Wirtschaftsdienst veröffentlicht.

„He [Einstein] was the nicest, and the only talented person I saw in all Berlin, except perhaps old Fuerstenberg, the banker [...], and Kurt Singer, two foot by five, the mystical economist from Hamburg.“
John Maynard Keynes – (1883-1946) war ein britischer Ökonom, Politiker und Mathematiker. Hier äußert er sich über den Schriftleiter des Wirtchaftsdienst Kurt Singer.
Sie befassen sich mit den drängenden geld- und währungspolitischen Fragen seiner Zeit: den Reparationszahlungen nach dem Krieg, dem Goldstandard, der währungspolitischen Lage in England, Frankreich, Russland und Deutschland und vieles andere mehr. Singers Nachfolger, Eduard Rosenbaum, wurde im April 1933 infolge der Machtergreifung der Nationalsozialisten zum Rücktritt gedrängt, fühlte sich aber weiterhin verantwortlich und ersuchte John Maynard Keynes, dem er von seiner Entlassung berichtete, auch zukünftig für den „Wirtschaftsdienst“ zu schreiben. Keynes lehnte dieses Ansinnen allerdings bis auf Weiteres ab. Rosenbaum bekam nach seiner Emigration schließlich – wohl auf Vermittlung von John Maynard Keynes – nach Monaten der beruflichen Ungewissheit eine anfangs befristete Bibliothekarsstelle an der London School of Economics and Political Science angeboten.

„Mit besonderer Freude verzeichnen wir es, daß bedeutende Nationalökonomen des Auslandes, darunter John Maynard Keynes uns ihre Mitwirkung versichert haben und daß auch führende Männer der deutschen Wirtschaftszweige in wachsendem Umfang den "Wirtschaftsdienst" als diejenige Zeitschrift betrachten, in der sie ihre Gedanken über die Probleme der deutschen Wirtschaftspolitik vor einem urteilsfähigen Leserkreise vertreten können. So nähern wir uns in stetiger zäher Arbeit dem Ziel, das uns die hanseatischen Gründer der Zeitschrift gesteckt haben und das, wie alle echten Schöpfungen dieser Hafenstadt, weit hinausweist über die Bannmeile Hamburgs: die Schaffung einer deutschen Wirtschaft-Wochenschrift, die durch die Klarheit der Darstellung das Gewicht ihres Urteils und die Genauigkeit ihrer Angaben sich den älteren vorbildlichen Zeitschriften des Auslandes an die Seite stellen darf.“
Kurt Singer – Hauptschriftleiter des Wirtschaftsdienst von 1920 bis 1927
Artikel von John Maynard Keynes im Wirtschaftsdienst
1920
- Der Ausgang des Krieges (PDF) Seite 38
1921
- Die wirtschaftlichen Konsequenzen der Pariser Beschlüsse (PDF) Seite 86 bis 88
1924
- Das Gold im Jahre 1923 (PDF) Seite 137 bis 138
- Die Aussichten des Goldes (PDF) Seite 193 bis 194
- Ein Kapitel französischer Finanzpolitik (PDF) Seite 257 bis 259
- Währungspolitische Meinungen der City (PDF) Seite 291 bis 292
- Der Franc (PDF) Seite 321 bis 323
- Der Dawes-Bericht (PDF) Seite 452 bis 454
- Der Mc-Kenna-Bericht (PDF) Seite 481 bis 482
- Die Politik der Bank von England (PDF) Seite 949 bis 951
- Der Dawes-Plan und die deutsche Anleihe (PDF) Seite 1365 bis 1367
- Die politische Kräfteverteilung in Großbritannien (PDF) Seite 1528
1925
- Die interalliierten Schulden (PDF) Seite 81 bis 83
- Die Rückkehr zum Golde (PDF) Seite 313 bis 316
- Der Bankdiskont (PDF) Seite 398 bis 400
- Das Problem der Goldwährung (PDF) Seite 469 bis 472
„Aber ihre (der Reformer) Lösung, ebenso wie die Lösung der orthodoxen Partei von heute, bestand darin, den Uhrzeiger zurückzustellen, was natürlich zu nichts anderem als zu einem veränderten Aussehen der Uhr führte.“
John Maynard Keynes – Zitat aus: Das Problem der Goldwährung [27. März 1925]
- Die Arithmetik des Pfundkurses (PDF) Seite 976
- Sowjet-Rußland I (PDF) Seite 1573 bis 1575
„Aber in diesem religionslosen Zeitalter müssen viele eine starke gefühlsmäßige Neugier jeder Religion gegenüber fühlen, die wirklich neu ist (und nicht nur eine Erneuerung der alten) und die ihre Stoßkraft erwiesen hat; und das um so mehr, wenn die Neuerung aus Rußland kommt, dem schönen und törichtsten Jüngsten der europäischen Familie, dessen Haupt noch behaart ist und der sowohl der Erde als auch dem Himmel näher steht als seine kahlköpfigen Brüder im Westen.“
John Maynard Keynes – Zitat aus: Sowjet-Rußland I [16. Oktober 1925]
- Sowjet-Rußland II (PDF) Seite 1615 bis 1616
„Die Mißernten waren teils durch schlechtes Wirtschaften, teils durch Mißgeschick verursacht. Nichtsdestoweniger können die Sowjetexperimentierer, wie ich glaube, billigerweise verlangen, daß eine fünfjährige Epoche des Friedens und guten Wetters verstreicht, ehe sie rein nach ihren Erfolgen beurteilt werden.“
John Maynard Keynes – Zitat aus: Sowjet-Rußland II [28. Oktober 1925]
- Sowjet-Rußland III (PDF) Seite 1653 bis 1654
1926
- Betrachtungen zu Frankreichs Währungslage (PDF) Seite 113 bis 114
- Ein Klassiker der Bank-Literatur (PDF) Seite 595 bis 597
- Die ersten Früchte der englischen Goldwährung (PDF) Seite 669 bis 670
- Staatliche Rohstoff-Kontrolle (PDF) Seite 773 bis 775
- Nochmals: Der Franc (PDF) Seite 985 bis 986
- Die Fortschritte des Dawes-Systems (PDF) Seite 1269 bis 1270
- Englische Währung und Auslandsanleihen (PDF) Seite 1443 bis 1445
- Die Lage des Lancashire Baumwollgewerbes (PDF) Seite 1549 bis 1551
1927
- Die Reorganisation von Lancashire (PDF) Seite 5 bis 8
- Die geistige Lage der Wirtschaftsführer (PDF) Seite 149 bis 151
- Die Währungspolitik Großbritanniens (PDF) Seite 237 bis 239
- Der Fortschritt der Reparationen (PDF) Seite 1041 bis 1042
„Deutschland hat nur der Welt das bezahlt, was die Welt bereit war ihm zu leihen. Tatsächlich hat Deutschland es fertig gebracht, wesentlich mehr zu borgen als es bezahlt hat, wenn alle Arten des Borgens berücksichtigt werden.“
John Maynard Keynes – Zitat aus: Der Fortschritt der Reparationen [15. Juli 1927]
1928
- Vereinheitlichung des Notenumlaufs in England (PDF) Seite 773 bis 776
„In bestimmtem Sinne ist es töricht, auch nur einen Teil unseres Goldes einzuschließen, um zu verhindern, daß er benutzt wird. Ein solches Mittel, dem Mangel an Gold vorzubeugen, hat Ähnlichkeit mit dem berühmten Mittel einer deutschen Stadtobrigkeit, dem Mangel an Droschken vorzubeugen: sie ordnete nämlich an, daß immer mindestens eine Droschke an jedem Stand stehen müsse.“
John Maynard Keynes – Zitat aus: Vereinheitlichung des Notenumlaufs in England [11. Mai 1928]
- Die Kriegsschulden (PDF) Seite 813 bis 815
- Die Stabilisierung des Franken (PDF) Seite 1053 bis 1054
- McKenna über Bankpolitik (PDF) Seite 1887 bis 1888
1929
- Gibt es genug Gold? (PDF) Seite 89 bis 91
- Die Lancashire Cotton Corporation (PDF) Seite 209
- Die Erhöhung des englischen Diskontsatzes (PDF) Seite 265
- Snowdens Vorstoß in der Kriegsschuldenfrage und der Stillstand der Reparationsverhandlungen (PDF) Seite 709 bis 711
1930
- Völkerbundsanleihen zur Sicherung des Weltfriedens (PDF) Seite 389
- Die industrielle Krise (PDF) Seite 833 bis 834
- Die große Krise des Jahres 1930 (PDF) Seite 2165 bis 2169
1931
- Die Wirtschaftspolitik Großbritanniens (PDF) Seite 401 bis 403
- Gedanken über Freihandel (PDF) Seite 749 bis 752
- Snowdens Budget (PDF) Seite 789 bis 790
- Sparprogramm gegen Zolltarif in Großbritannien (PDF) Seite 1593
- Probleme überstaatlicher Währungslenkung (PDF) Seite 1761 bis 1765
„Wenn wir jedoch die „Sparsamkeit“ auf allen Gebieten logisch zu Ende führen, so werden wir finden, daß wir das Budget mit einer Einnahme und einer Ausgabe von Null ins Gleichgewicht gebracht haben, während wir alle verhungernd auf dem Rücken liegen, weil wir es aus Ersparnisgründen ablehnen, die Dienste unserer Nächsten in Anspruch zu nehmen.“
John Maynard Keynes – Zitat aus: Sparprogramm gegen Zolltarif in Großbritannien [18. September 1931]
- Der Zusammenbruch des Geldwertes und die Banken (PDF) Seite 1631 bis 1634
„Banken und Bankiers sind von Natur aus blind … Ein „gesunder“ Bankier ist leider nicht einer, der die Gefahr sieht und sie vermeidet, sondern einer, der, wenn er ruiniert ist, in üblicher und althergebrachter Weise, zusammen mit seinen Kollegen, ruiniert ist, so daß niemand ihn wirklich tadeln kann... Mein eigenes Urteil geht heute dahin, daß die Bankiers der Welt zum Selbstmord entschlossen sind. Es gehört notgedrungen zum Geschäft eines Bankiers, den Schein zu wahren und ein konventionelles Ansehen zur Schau zu tragen, das übermenschlich ist. Lebenslange Übung dieser Art macht sie zu den romantischsten und am wenigsten realistischen unter den Menschen. Es gehört so sehr zu ihren Geschäftsmaximen, daß ihr Status nicht angezweifelt werden darf, daß nicht einmal sie selbst ihn untersuchen, ehe es zu spät ist. Sie fühlen als ehrsame Bürger einen gerechten Unwillen über die Gefahren der schlechten Welt, in der sie leben, wenn die Gefahren zum Ausbruch kommen; aber sie sehen sie nicht voraus. Eine Bankier-Verschwörung! Welch ein absurder Gedanke! Ich wünschte nur, er wäre Wirklichkeit! Wenn sie also gerettet werden, wird es, so erwarte ich, gegen ihren eigenen Willen geschehen.“
John Maynard Keynes – Zitat aus: Der Zusammenbruch des Geldwertes und die Banken [25. September 1931]
1932
- Die wirtschaftlichen Aussichten für 1932 (PDF) Seite 39 bis 42
- Ein Plan für Lausanne (PDF) Seite 811
- Die Weltwirtschafts-Konferenz 1933 (PDF) Seite 1707 bis 1709
„Die Delegierten zur Weltwirtschaftskonferenz sollten sich in Sack und Asche gekleidet versammeln, mit demütigen und zerknirschten Herzen. Es ist, vermute ich, so etwa die fünfzigste der Nachkriegskonferenzen. Furcht und Gier, Zweideutigkeit und Unzulänglichkeit, über allem aber konventionelles Denken und Fühlen haben diese Gesamtveranstaltungen weit unter das Niveau gesenkt, das jedem der Mitspieler als menschlichem Einzelwesen zukommt. Aber hier ist eine letzte Gelegenheit. Finis coronat opus.“
John Maynard Keynes – Zitat aus: Die Weltwirtschafts-Konferenz 1933 [23. Dezember 1932]
Ein Überblick über das Leben von John Maynard Keynes und weitere Verweise finden sich auf den Seiten der Keynes-Gesellschaft.